Freitag, 13. April 2012

2. Tag: Vorstellung im Labor

Der Wecker klingelt um 7 Uhr, leider bin ich aber schon gegen 5 Uhr Morgens aufgewacht und konnte partout nicht mehr einschlafen. Der Jetlag meldet sich das erste Mal. Die Zeitverschiebung entspricht halt doch 7h.

Egal, da muss ich jetzt durch. Schnell duschen und im Eilverfahren einen Instant-Ramen (Nudeln mit Fleisch und Brühe) gegessen, denn Kuma-san holt mich schon in 30min ab und ich muss noch die Geschenke für die beiden Professoren, Kuma-san und den Assistenten Dino Imhof einpacken. Das ist nämlich in Japan so üblich. 
Zum Glück kommt Kuma-san eine halbe Stunde zu spät, so klappt noch alles. Auf geht's zum Laboratory of Engine and Combustion (ECO).

Dort angekommen treffe mich mit Prof. Takasaki und Prof. Tajima. Beiden scheinen sehr nett zu sein und ich verteile die Geschenke. Es gibt jeweils eine Flasche Fränkischen Weisswein im Boxbeutel und eine Schachtel deutsche Pralinen.

Dann wird mir der Stundenraum gezeigt, wo auch schon die jap. Studenten fleißig am arbeiten sind und mich mit großen Augen anstarren. Ich versuche mich auf japanisch vorzustellen - Alle kichern! Nun gut, dann versuchen sie sich auf Englisch vorzustellen - Ich kichere zurück! :P

Das Lab ist relativ klein im Vergleich zum LVK (Lehrstuhl für Verbrennungsmaschinen) der TU München und die Räumlichkeiten und Arbeitsbereiche sind etwas in die Jahre gekommen. Die PCs machen auch nicht mehr den neuesten Eindruck, aber gut, erst mal abwarten.

Danach treffe ich den Assistenten, in dessen Projekt ich wahrscheinlich arbeiten werde. Er ist Schweizer und macht einen sehr netten Eindruck. Ich überreiche im sein Geschenk, einen Bierkrug aus dem Hofbräuhaus und eine passende Flasche Helles HB. Er freut sich -  ich glaube, er mag Bier. :)

Danach geht's mit ihm zu den Prüfständen / Werkstatt. Eine große Halle mit drei Hauptvorschungsbereichen / Motoren. Alle Motoren sind sehr riesig, kein Wunder, hier wird nämlich hauptsächlich für den Großmotorenbereich geforscht, da Japan eine große Schiffsindustrie hat. Der Assistent erklärt mir alles und ich versuche mir so viel wie möglich zu merken. Eine Flut von Informationen und Eindrücken an diesem Tag.
Im Eindruck scheint es, als würde hier wesentlich mehr und spezialisierte Grundlagenforschung getrieben als am LVK. Das heißt, keine Reihe von Prüfständen, an denen an relativ kleinen Motoren seriennahe Forschung betrieben wird, sondern wenige große Forschungsmotoren/Apparaturen, an denen hochspezialisierte Grundlagenforschung stattfinden. Immer wieder fallen die Namen von Motorenkonferenzen und Veröffentlichungen, bei denen man der erste sein möchte. Zumindest soweit die ersten Eindrücke auf mich.

Hier meine neue Truppe vom Laboratory of Engine and Combustion:

 
Was mir noch aufgefallen ist, man gibt sich unglaublich Mühe um mich. Derweil bin ich ja nur irgendein Austauschstudent. Beide Professoren begrüßen mich sehr herzlich, nehmen sich die Zeit mir das ganze Labor zu zeigen und mich den Studenten vorzustellen. Der Schweizer Assistent erzählt mir sogar, dass er wegen meiner Ankunft für einen Tag frei gestellt wurde. 

Nach dem mir alles gezeigt wurde, wird ein Meeting mit allen Leuten des Lehrstuhls einberufen, an denen mir erklärt wird, woran der Lehrstuhl gerade forscht und besprochen wird, worüber ich meine Diplomarbeit schreiben könnte. Danach gibt es noch ein etwa 1h Gespräch mit Prof. Takasaki, genannt Takasaki-sensei (Lehrer), indem er mir ein Thema vorschlägt und erläutert, was das genau beinhaltet.

Leider entspricht das Thema in einem Punkt nicht meinen Hoffnungen, beziehungsweise meiner bisherigen Annahme, nämlich das ich mit einem bestimmten Programm die CFD-Simulationen (Strömungsberechungen) durchführen kann. Mit diesem habe ich nämlich schon ausgiebig die letzten Jahre gearbeitet und dementsprechend würde eine Einarbeitung relativ kurz sein. Nun soll ich hingegen mit KIVA arbeiten, einem Opensource CFD Code ohne grafische Oberfläche. Puh!!

Will ich das? Kann ich das in der kurzen Zeit lernen? Gibt es eine andere Möglichkeit? Zumindest letzteres nicht wirklich. Soll ich nun darüber mit dem Professoren diskutieren, der sich doch so viel Mühe gibt. Oder soll ich ihm einfach vertrauen und es wird schon alles? 

Ich sage erstmal, dass sich das alles ganz gut anhört, versuche aber zwischen den Zeilen zu vermitteln, dass ich mit dem anderen Programm schon sehr viel gearbeitet habe und das KIVA absolutes Neuland für mich wäre. Er meinte daraufhin, dass es doch gut wäre, wenn ich nun etwas Neues lernen würde. So nun was machen?

Zurück im Bürobereich des Labors frage ich Dino, den Schweizer Assistenten, ob er kurz Zeit habe, da ich gerne seine Einschätzung hätte. Ich erzähle ihm meine Bedenken. Er meint, dass er das Thema für sehr gut halte, dass es top aktuelle Forschung wäre und sehr gut für eine spätere Bewerbung. Und das die Einarbeitung für mich bestimmt machbar wäre, ich müsse mich halt reinhängen. Das die üblichen Arbeitszeiten auch für Studenten weit über den bei uns üblichen 40h/Woche liegen, das teilweise im Labor geschlafen wird und auch Samstag und Sonntag öfter mal gearbeitet wird, hatte ich vorher schon gehört. Jetzt erfahre ich es noch mal direkt und ich merke, dass wohl eine Menge Arbeit auf mich zukommt. Na hoffentlich kann ich auch mal etwas frei nehmen und das Land erkunden...

Wir werden sehen!








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